Klüngel

Ein Griff in die Hosentasche. Ein Fetzen alten Papiers, der sich dort in irgendeiner Ecke versteckte. Ein zusammengeknülltes Etwas. Kaum mehr erkennbar, was es mal war. Heute jedenfalls völlig wertlos. Also ab damit in den Kübel.
In der Serie „Klüngel“ spürt Patrick Werner dem ästhetischen Wert der Überbleibsel unseres alltäglichen Verwertens nach. Banale Fundstücke, die sich in ihrer Bedeutungslosigkeit für gewöhnlich der Wahrnehmung entziehen, porträtiert er übergross, präzise und in anziehender Farbigkeit. Es entstehen abstrakte Strukturen und Gefüge, die dem Vorstellungsvermögen des Betrachters Spielraum für Interpretationen bieten. Könnte vielleicht auch das Ausgangsmaterial selbst die Phantasie anregen, so entsteht doch meist erst durch die Übertragung auf die Leinwand eine genauere Auseinandersetzung mit dem Objekt. Die Bilder werden so auch zur Diskussionsfläche darüber, wie Wert generiert wird: Kann durch den künstlerischen Malprozess aus unbedeutendem Abfall ein beachtetes Kunstwerk entstehen? Und welche Rolle spielt der „Klüngel“, also das Netzwerk des Künstlers, in der Werteverschiebung, die aus dem Klüngel, also dem kleinen Knäuel, ein wertvolles Gut werden lässt?
( Text: Manuela Reissman)